Machen Zusatzstoffe krank?

Lebensmittelzusatzstoffe werden häufig mit der Entstehung von Krankheiten in Verbindung gebracht. Die Erfahrungen aus der Praxis und neue Forschungsergebnisse geben auch immer wieder Anlass zu neuerlichen Prüfungen. Während einige Thesen inzwischen als widerlegt gelten, müssen andere noch ausführlich überprüft werden. Daher testen und kontrollieren die Behörden regelmäßig zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe. Zum Schutz der Verbraucher gibt es darüber hinaus ein EU-weites Schnellwarnsystem, falls neue Risiken bekannt werden.

Krebs

Die Prüfung der Fähigkeit eines Stoffes, Krebserkrankungen auszulösen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Zulassungsverfahren für Lebensmittelzusatzstoffe. Die derzeit zugelassenen Zusatzstoffe sind nach heutigem Kenntnisstand, weder krebserregend noch geht von ihnen eine andere Gefahr für die Gesundheit aus, sofern die empfohlenen Anwendungsmengen eingehalten werden. Einige sind jedoch immer wieder zur Diskussion:

Aus Nitraten und Nitriten (E 249, E 250, E 251, E 252) entstehen im Zusammenspiel mit Eiweißbausteinen (Aminen) so genannte Nitrosamine. Sie zählen zu den stark krebserregenden Stoffen und zeigten sich im Tierversuch als schädlich für Leber und Erbgut. Ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr gepökelter Fleischerzeugnisse und Krebserkrankungen des Magens oder des Gehirns konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.

Butylhydroxianisol (E 320) und Butylhydroxitoluol (E 321) sind weiterhin in der wissenschaftlichen Überprüfung. Fütterungsversuche zur Fähigkeit der Stoffe, Krebs auszulösen, fielen bisher nicht eindeutig aus: Die an Ratten gewonnenen Erkenntnisse sind auf den Menschen nicht übertragbar; andere Studien wiesen auf eine krebshemmende Wirkung von BHA und BHT hin.

Immer wieder steht der Süßstoff Aspartam (E 951) im Verdacht, an der Entstehung von Krebserkrankungen beteiligt zu sein. Eine im Jahr 2005 veröffentlichte Studie des Europäischen Ramazzini-Instituts (Bologna, Italien) legt einen solchen Zusammenhang nahe. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft den Süßstoff allerdings weiterhin als unbedenklich ein. So hat die Behörde die Sicherheit von Aspartam seit 2005 regelmäßig überprüft und ihre wissenschaftlichen Gremien haben in den Jahren 2006, 2009, 2011 und 2013 jeweils Empfehlungen im Hinblick auf neue wissenschaftliche Studien zu diesem Süßstoff erstellt. Dabei gelangte die Behörde jedes Mal zu dem Schluss, dass auf Grundlage der neu vorliegenden Daten kein Grund besteht, die Sicherheitsbewertung von Aspartam zu überprüfen oder den ADI-Wert abzuändern.

In den USA ist Cyclamat (E 952) seit 1969 verboten, nachdem Tierversuche nahe legten, der Süßstoff sei krebserregend. Die zugrunde liegenden Studien sind jedoch umstritten, die Ergebnisse konnten in anderen Studien bislang nicht bestätigt werden. Cyclamat wird derzeit von der EFSA neu bewertet.

ADHS

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), die vor allem, aber nicht nur bei Kindern beobachtet werden, sind auf eine ganze Reihe von Faktoren zurückzuführen. Der Verdacht, dass Lebensmittelzusatzstoffe aus der Gruppe der Phosphate (E 338, 339, 340, 341, 343, 450, 451 und 452) an der Entstehung der Erkrankung beteiligt seien, konnte jedoch nicht bestätigt werden.

China-Restaurant-Syndrom

Glutaminsäure (E 620) und Glutamate (E 621, E 622, E 623, E 624, E 625) werden mit der Entstehung des sogenannten „China-Restaurant-Syndroms“ in Verbindung gebracht. Die Betroffenen klagen über Kopf- und Gliederschmerzen, Taubheit im Nacken sowie Übelkeit nach dem Verzehr von Speisen, die Glutamate als Zusatzstoffe enthalten. Diese These konnte so nicht bestätigt werden.

Zwar können die Symptome auftreten, wenn in sehr kurzer Zeit mehr als 10 g Glutamat aufgenommen werden. Solche Mengen sind jedoch praktisch nicht durch den Verzehr von Lebensmitteln zu erreichen. Es wird daher vermutet, dass die Symptome bei entsprechend veranlagten Menschen durch andere Stoffe (z.B. Histamin) bzw. deren Zusammenspiel mit Glutamaten in den jeweiligen Speisen hervorgerufen werden.

Auch die These, als Zusatzstoff eingesetzte Glutamate seien an der Entstehung von Krankheiten des zentralen Nervensystems beteiligt, konnte bislang nicht bestätigt werden.

Alzheimer

Aluminium steht im Verdacht, an der Entstehung der Alzheimerschen Krankheit beteiligt zu sein. Ob und inwiefern auch die aluminiumhaltigen Lebensmittelzusatzstoffe (E 173, E 520, 521, 522, 523, 541) dabei eine Rolle spielen, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Knochenschäden

Die Phosphate (E 338, 339, 340, 341, 343, 450, 451 und 452) standen lange Zeit in dem Ruf, Knochenschäden hervorzurufen. Und tatsächlich wurden durch große Mengen Phosphat (1,5 bis 2,5 g pro Tag) ein Abfall des Calciumspiegels und ein Anstieg des Parathormon-Spiegels im Blut beobachtet. Die daraus abgeleitete These, eine hohe Phosphat-Aufnahme störe das Calcium-Phosphat-Gleichgewicht im Körper und führe zum Abbau von Calcium aus den Knochen, bestätigte sich jedoch nicht.

Zahnschäden

Zahnschäden wie Erosionen und Karies werden durch Säuren begünstigt. Viele (zuckerreiche) Erfrischungsgetränke enthalten auch die starke Citronensäure (E 330). Sie ist auf diese Weise oft an der Entstehung von Zahnschäden beteiligt.

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