Gesundheit
Machen Zusatzstoffe krank?
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Lebensmittelzusatzstoffe werden häufig mit
der Entstehung von Krankheiten in Verbindung gebracht. Die
Erfahrungen aus der Praxis und neue Forschungsergebnisse geben auch
immer wieder Anlass zu neuerlichen Prüfungen. Während einige Thesen
inzwischen als widerlegt gelten, müssen andere noch ausführlich
überprüft werden. Dabei kommen die verschiedenen, mit der
Beurteilung von Lebensmittelzusatzstoffen betrauten Institutionen
mitunter zu verschiedenen Ergebnissen.
Krebs
Die Prüfung der Fähigkeit eines Stoffes, Krebserkrankungen
auszulösen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Zulassungsverfahren
für Lebensmittelzusatzstoffe. Für keinen zugelassenen Stoff ist
bisher abschließend belegt, dass er im Rahmen seiner Verwendung als
Lebensmittelzusatzstoff krebserregend wäre. Einige sind jedoch
(erneut) in der Diskussion:
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Aus Nitraten und Nitriten ( E 249,
E 250,
E 251,
E 252) entstehen im Zusammenspiel mit
Eiweißbausteinen
(Aminen) so genannte Nitrosamine. Sie zählen zu den stark
krebserregenden Stoffen und zeigten sich im Tierversuch als
schädlich für Leber und Erbgut. Ein Zusammenhang zwischen dem
Verzehr gepökelter Fleischerzeugnisse und Krebserkrankungen
konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.
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Von Beta-Carotin ( E
160a) ist bekannt, dass die
Aufnahme großer Mengen der isolierten Vitamin-A-Vorstufe bei
Rauchern das Risiko für Lungenkrebs erhöht. Studienergebnisse
weisen darüber hinaus darauf hin, dass isoliertes Beta-Carotin
bei Rauchern mit bestehenden Herzerkrankungen das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch erhöht.
Ob und welche Risiken für Nichtraucher bestehen, ist bisher
ebenso wenig ausreichend erforscht wie die Frage, inwiefern es
einen Unterschied macht, ob das Beta-Carotin in isolierter Form
oder aus einem Lebensmittel heraus aufgenommen wird. Zwar gibt
es nach Aussagen des Scientific Committee on Food (SCF) keinen
Hinweis auf schädliche Wirkungen durch den Einsatz von
Beta-Carotin und seinen Abkömmlingen (E 160 e und f) als
Lebensmittelzusatzstoff. Das deutsche Bundesinstitut für
Risikobewertung fordert jedoch angesichts der bestehenden
Unsicherheiten die (Neu-) Festlegung von Höchstmengen für den
Einsatz von Carotinen.
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Butylhydroxianisol ( E 320) und Butylhydroxitoluol ( E 321) sind weiterhin in der
wissenschaftlichen Überprüfung. Fütterungsversuche zur Fähigkeit
der Stoffe, Krebs auszulösen, fielen bisher nicht eindeutig aus:
Die an Ratten gewonnenen Erkenntnisse sind auf den Menschen
nicht übertragbar; andere Studien wiesen auf eine krebshemmende
Wirkung von BHA und BHT hin.
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Immer wieder steht der Süßstoff Aspartam
( E 951) im Verdacht, an der Entstehung von Krebserkrankungen
beteiligt zu sein. Eine im Jahr 2005 veröffentlichte Studie des
Europäischen Ramazzini-Instituts (Bologna, Italien) legt einen
solchen Zusammenhang nahe. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft den Süßstoff allerdings
weiterhin als unbedenklich ein.
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In den USA ist Cyclamat ( E 952) seit 1969
verboten, nachdem Tierversuche nahe legten, der
Süßstoff sei
krebserregend. Die zugrunde liegenden Studien sind jedoch
umstritten, die Ergebnisse konnten in anderen Studien bislang
nicht bestätigt werden.
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Im Falle von Saccharin ( E 954) legten
Fütterungsversuche an Ratten einen Zusammenhang zur Entstehung
von Blasenkrebs nahe. Diese Ergebnisse konnten jedoch in anderen
Studien an Tieren und Menschen bislang nicht bestätigt werden.
Alzheimer
Aluminium steht im Verdacht, an der Entstehung der Alzheimerschen
Krankheit beteiligt zu sein. Ob und inwiefern auch die
aluminiumhaltigen Lebensmittelzusatzstoffe ( E 173,
E 520, E 521,
E 522,
E 523, E 541) dabei eine Rolle spielen, ist noch nicht ausreichend
erforscht.
Knochenschäden
Die Phosphate ( E 338, E 339, E 340,
E 341, E 343, E 450, E 451 und E 452) standen
lange Zeit in dem Ruf, Knochenschäden hervorzurufen. Und tatsächlich
wurden durch große Mengen Phosphat (1,5 bis 2,5 g pro Tag) ein
Abfall des Calciumspiegels und ein Anstieg des Parathormon-Spiegels
im Blut beobachtet. Die daraus abgeleitete These, eine hohe
Phosphat-Aufnahme störe das Calcium-Phosphat-Gleichgewicht im Körper
und führe zum Abbau von Calcium aus den Knochen, bestätigte sich
jedoch nicht.
Zahnschäden
Zahnschäden wie Erosionen und Karies werden durch Säuren begünstigt.
Viele (zuckerreiche) Erfrischungsgetränke enthalten auch die starke
Citronensäure ( E 330). Sie ist auf diese Weise oft an der Entstehung
von Zahnschäden beteiligt.
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), die vor
allem, aber nicht nur bei Kindern beobachtet werden, sind auf eine
ganze Reihe von Faktoren zurückzuführen. Der Verdacht, dass
Lebensmittelzusatzstoffe aus der Gruppe der Phosphate ( E 338,
E 339,
E 340, E 341, E 343, E 450, E 451 und E 452) an der Entstehung der Erkrankung
beteiligt seien, konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Eine britische Studie hat mögliche
Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von Farbstoffen ( E 102,
E 104, E 110,
E 122, E
124, E 129) und Hyperaktivität
bei Kindern untersucht. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Studie bewertet und kam zu dem
Schluss, dass sie keine ausreichenden Beweise dafür liefere.
Dennoch müssen Lebensmittel, die diese Substanzen enthalten, in
Zukunft vorsichtshalber den folgenden Hinweis auf dem Etikett
tragen: "kann sich nachteilig auf die
Aktivität und
Konzentration von Kindern auswirken". Dies gilt, sobald die
neue EU-Gesetzgebung zu Lebensmittelzusatzstoffen in Kraft tritt.
China-Restaurant-Syndrom
Glutaminsäure und Glutamate ( E 620,
E 621, E 622, E 623, E 624, E
625) werden mit der Entstehung des so genannten
"China-Restaurant-Syndroms" in Verbindung gebracht. Die Betroffenen
klagen über Kopf- und Gliederschmerzen, Taubheit im Nacken sowie
Übelkeit nach dem Verzehr von Speisen, die Glutamate als
Zusatzstoffe enthalten. Diese These konnte so nicht bestätigt
werden.
Zwar können die Symptome auftreten, wenn in sehr kurzer Zeit mehr
als 10 g Glutamat aufgenommen werden. Solche Mengen sind jedoch
praktisch nicht durch den Verzehr von Lebensmitteln zu erreichen. Es
wird daher vermutet, dass die Symptome bei entsprechend veranlagten
Menschen durch andere Stoffe (z.B. Histamin) bzw. deren
Zusammenspiel mit Glutamaten in den jeweiligen Speisen hervorgerufen
werden.
Auch die These, als Zusatzstoff eingesetzte Glutamate seien an der
Entstehung von Krankheiten des zentralen Nervensystems beteiligt,
konnte bislang nicht bestätigt werden.
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